Faktum: Sozialer Schleicheffekt

Jüngst wurde nachgewiesen, dass mit zunehmender Teamgröße die Einzelleistungen der Mitglieder abnehmen. Dieser „soziale Schleicheffekt“ wirke exponentiell (vgl. Suzuki et al., 2018). Neu ist diese Erkenntnis jedoch nicht. Bereits im Jahr 1898 untersuchte Triplett die Leistungsmotivation von Kindern und kam zu ähnlichen Rückschlüssen (vgl. Shepperd, 1993: 67). Dennoch konnte sich die Sozialform der Teamarbeit in vielen Bereichen durchsetzen. Ein Grund hierfür ist der indirekte Trugschluss, dass zusätzliche Mitglieder neue Ressourcen einbringen und die Leistungsfähigkeit des Teams somit zunimmt. Trugschluss deswegen, da gleichzeitig auch die negativen Synergieeffekte steigen. Die Entscheidungsfähigkeit wird gemindert, zusätzliche Absprachen und Interaktionen werden nötig, Rollenverteilungen müssen klar definierter vorgenommen werden und der Zusammenhalt im Team sinkt ebenfalls. (vgl. Becker et al., 2019)

Doch ist Teamarbeit wirklich so schlecht wie sie hier dargestellt wird?

„Viel hilft viel“ vs. „Zu viele Köche verderben den Brei“

Im letzten Blogbeitrag wurde auf die Vorteile und Gefahren von heterogenen und homogenen Teams hingewiesen. Doch kann daraus abgeleitet werden, dass eine heterogene Zusammensetzung des Teams, aufgrund der Gefahr von Untergruppenbildung (vgl. Nerdinger 2014: 113), mit einer Vergrößerung des Gesamtteams einhergehen sollte?

Diese Frage verneint die Autorin Susanne Möller in ihrem Buch „Einfach ein gutes Team“ deutlich. Sie stützt sich auf Studien die belegen, dass sich „[e]ine Teamgröße von 5-8 Personen [als optimal erwiesen habe].“ Wie Nerdinger verweist auch sie auf die Gefahr von Untergruppenbildung bei zu großen Teams, führt dies jedoch nicht auf die Teamzusammensetzung zurück, sondern lediglich auf die Teamgröße (vgl. Möller 2010: 7). Im weiteren Verlauf ihrer Veröffentlichung geht Möller auf das Kommunikationsverhalten in Gruppen ein. Bei steigender Teamgröße erhöhe sich der Prozentsatz von Teammitgliedern, welche sich nicht verbal äußern, drastisch (vgl. ebd). „Schon bei 4 Personen bleiben 10% der Ideen ungesagt, bei 10 Personen sind es bereits 20%. […] Während es bei einer Teamgröße von 5 Personen fast gar nicht vorkommt, dass ein Teammitglied gar nichts sagt, ist es bei einer Größe von 10 Menschen bereits eine Person, die nie etwas sagt“ (Möller 2010: 7).

Dr. Michael W. Busch und Dr. Dietrich von der Oelsnitz warnen in ihrem Fachartikel „Teamarbeit – Was ist die optimale Teamgröße?“ sogar davor ein Team mit mehr als 8 Teammitgliedern zu besetzen. Ein Gefühl der Verpflichtung stelle sich nur ein, wenn sich einzelne Teammitglieder nicht verstecken könnten. Mit zunehmenden Teamgröße steige die Neigung einzelner weniger zu leisten. (vgl. Dr. W. Busch/ Dr. von der Oelsnitz 2017)